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Trübe Aussichten und trotzdem neue Gedanken

Gestern stand der erste "lange" Lauf meines Plans auf dem Programm: 6,44 km.
Naja, das ist selbst für mich nicht wirklich lang und herausfordernd, aber mein äußerst moderater Halbmarathonplan soll mich ja auch nicht überfordern, sondern langsam aber sicher dazu bringen, eine Distanzverlängerung hinzubekommen.
Eigentlich waren wir um 14 Uhr mit Freunden zum Essen verabredet, so dass klar war, dass ich mich würde sputen müssen als ich erst um 12.45 Uhr loslief... Ich hatte Zeit vertrödelt und mich dann noch mit Ulf in die Haare gekriegt, so dass ich dann mit entsprechender Wut im Bauch loslief. Es war ein grauer, trüber Tag in Berlin. Ich hatte das Gefühl, dass mir die Wolkendecke gleich auf den Kopf fallen würde, so tief hing der Himmel. Dementsprechend komisch war auch die Luft: feucht, fast warm und als würde der Boden dampfen. Weil aber auch das zum schönen Herbst dazu gehört, wenn die gefallenen Blätter auf dem nassen Boden verrottend nach Wald riechen und der Regen scheinbar greifbar in der Luft hängt, wollte ich genau dieses Gefühl genauer auskosten und entschied mich spontan für eine Runde durch den Tiergarten:
  • Wenige Menschen waren unterwegs
  • der sandige Boden weich und locker unter meinen Füßen
  • die Wut schnell verraucht im herrlich eintönigen tap-tap-tap meiner Schritte
  • neue Pläne geschmiedet wie das Streitthema nicht mehr zum Streitthema avancieren muss
  • Ideen, die nur so sprudeln, ohne dass sie gerufen oder krampfhaft erdacht werden müssen
  • einfach da bei einer Pause an der Ampel
  • Kopf ganz frei und deshalb voll von guten Gedanken, die ach so nützlich sind
  • Gedanken kommen und gehen, kann sie dennoch festhalten
  • schon während des Laufens wird mir bewusst welch tolle Kraft dies ist:
  • Gedanken ermöglicht duch körperliche Bewegung
  • Freiheit im Geist und in den Beinen
  • zaubert mir ein Lächeln auf's Gesicht im grauen, trüben Nachmittags-Berlin
Nach 48:52 min (Durchschnitts-Pace 7:30 min/km) zuhause angekommen erfahre ich, dass das Essen auf 15 Uhr verschoben ist, freue mich dort angekommen an einem herrlich kühlen und erfrischenden alkoholfreiem Weizenbier. Kraft getankt, Kraft für neue Taten, neues Denken!

Entscheidung getroffen: mein Forerunner wird eingeschickt! Morgen werde ich die Garmin Gewährleistungshotline kontaktieren und mein Problem schildern, dürfte nicht unbekannt sein!

Mein Bild des Tages: das Bahn-Chaos am Berliner Hauptbahnhof!
Als ich Ulf vorhin dorthin bringe, wird der Zug kurzerhand nur zur Hälfte geöffnet - der zweite Zugteil bleibt verschlossen. Alle Fahrgäste von zwei Zugteilen also reingequetscht in einen... Tolle Idee!
Dänische Reisende, die mit diesem nach Aarhus durchfahrenden Zug zurück nach Hause wollen, verstehen nicht mal die rein deutschen Änderungsdurchsagen, wundern sich über auf einmal nicht mehr gültige Platzreservierungen - ist doch aber der letzte Zug nach Hause, nach Dänemark, morgen geht die Arbeit wieder los? Tolle Idee!
Und ich frage mich, was soll die Polizei hier richten? Aufgebrachte Reisende beruhigen? Wohl kaum deren eigentliche Job-Description und bei derartigem Chaosmanagement der Bahn ja wohl auch eher unangebracht. Oder darf man seinen Unmut nicht mehr anbringen? Wo sind wir denn?

Kommentare

  1. Ja, so ist das Laufen, eröffnet es doch ganz andere Sichtweisen.

    Und danke für den Einblick ins Bahn-Chaos, bin ich froh, dass die nächsten Tage nichts damit geplant ist.

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  2. Hallo habe mich mal hier her verirrt.
    Muss ein tolles Gefühl sein wenn die Gedanken nur so sprudeln,umso schöner wenn sie positiv sind.
    Schöner Schreibstil!!!
    Wünsche eine schöne Woche!
    Anja

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  3. Laufen kann den Kopf so herrlich frei machen - ich glaube das ist für mich persönlich das wichtigste beim Laufen, abschalten können und wenn es dann noch neue Ideen und Lösungen liefert, perfekt!
    Klingt nach schönen und lockeren sechseinhalb Kilmetern, schön!

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  4. Der Plan sah echt 6,44 km vor, d.h. wenn du 6,45 km gelaufen wärst, wäre das Training ungültig und du hättest es wiederholen müssen ;-).

    Der Unterschied zum normalen Bahnchaos wird sicher gar nicht so groß gewesen sein. Da fallen ja auch ständig Züge aus, haben endlos Verspätung, fahren woanders lang oder halten an nicht vorgesehenen Bahnhöfen.

    Viele Grüße
    Ralf

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  5. @nordlaeufer: Woher wusstest Du? Mein Garmin zeigte tatsächlich 6,45 km an - Mist, dann muss ich jetzt wohl nochmal, was? *grins*
    Nein, die krummen Zahlen liegen an der Umrechnung von Meilen auf km.

    Ich erlebe die Bahn sonst als sehr zuverlässig, fahre ja fast jede Woche mindestens 2x Richtung Westen. Aber die Informationspolitik gestern war wirklich unfassbar...

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  6. Hallo,
    zum Thema "Laufen und Kopf freibekommen" kann ich mich all meinen Vorrednern nur anschließen: dabei hilft es wirklich enorm. Und was das Beste ist: auch noch mit Spaß.

    Zur Bahn: Du bist eine der Wenigen, die ich kenne, die Vielfahrer und trotzdem zufrieden sind. Liegt aber wahrscheinlich daran, dass du keine Umsteigeverbindung hast, stimmt's? Denn dann können einen selbst 10 Minuten Verspätung total "aus der Bahn" bzw. dem Reiseplan werfen. Ansonsten: Immer her mit den Bahnüberlistungs- und Überlebenstricks!

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