Direkt zum Hauptbereich

Wiederentdeckung der Langsamkeit

Meine Schwiegermutter in spe läuft ein paar Mal in der Woche eine halbe Stunde in ihrem Garten Kreise. Sie läuft und läuft und läuft, aber traut sich nicht durch den Ort zu rennen. Sie ist der Meinung, dass dann alle komisch gucken würden was denn so eine alte Schachtel ( sie wird im November 65) da durch die Gegend läuft.
Da wir das Wochenende bei meinen Fast-Schwiegereltern (was nicht ist, wird hoffentlich noch...) verbrachten und ich sowieso am Samstag morgen in aller Frühe laufen gehen wollte, zog ich sie also mit und wir liefen durch den Ort einen Feldweg hinauf und wieder hinunter, quatschten dabei herrlich und ich hörte auf darüber nachzudenken, wie langsam wir sein würden. Es ging mir selten so gut bei einem Lauf, mein Puls war unten, ich konnte reden ohne zu hecheln und ich genoss. Während sie dann auf direktem Wege nach Hause lief, machte ich noch einen kleinen weiteren Bogen durch den Ort, so dass ich wenigstens auf knapp 5 km kam, schwitzte bei 26°C um 9 Uhr morgens, bereits ordentlich und fühlte mich gut wie selten nach einem Lauf.
Da war sie wieder! Die Frage aller Fragen! Laufe ich etwa sonst immer noch zu schnell für meinen derzeitigen Leistungsstand?

Um diese Frage wenigstens annähernd zu beantworten, ging es heute morgen mit dem Vorsatz des Zwangs-Langsam-Laufens los. Ich schneckte also meine Runde vor mich hin, die Luft war nach einem Regenguss zwar ordentlich abgekühlt, aber ich schwitzte ordentlich, denn die Sonne brannte bereits wieder auf meinen Pelz. Und es ging mir wieder mal viel besser mit meinem langsamen Tempo, Luft war reichlich vorhanden.

So gelobe ich nur noch langsam schneckig kriechend durch die Gegend zu laufen - vielleicht bleibt dann mein Puls mal auch etwas mehr unten und die Fettverbennung kommt endlich mal in Gang!

Kommentare

  1. Witzig, so ging's mir heute auch, und ich bin für mich sensationell langsame 6:45 pro Kilometer gelaufen. Wahrscheinlich "overpacen" wir alle, und wahrscheinlich könnten wir rein physiologisch mehr aus uns herausholen, wenn wir das nicht täten. Aber: wir sind ja auch nur Mnschen mit Spaß daran, förmlich durch die Landschaft zu fliegen und zumindest einem kleinen bisschen Ehrgeiz, die eigenen bescheidenen Grenzen zu erweitern.

    AntwortenLöschen
  2. Ach Jasminchen....mach dir nicht so nen Kopp und lauf einfach so wie du Spaß hast. Ich schneckel derzeit auch durch die Gegend....absolut ohne schlechtes Gewissen (ok...ab und an mal) und habe einfach Spaß mit Ole und dem Töchterchen. Wenn dir langsam gut tut, dann lauf halt langsam....wenn du mal fuchtig bist, dann renne was das Zeug hält. Punkt!!!

    AntwortenLöschen
  3. Ach was, das mit der Fettverbrennung ist doch Unsinn. Lauf einfach so wie du dich gerade fuehlst, oft langsam, ab und zu mal schneller. Ich stelle mir als Trick den Garmin so ein, dass ich nur noch die zu laufende Strecke (und aus gegebenem Anlass meinen Puls) sehen kann. Erst ganz am Ende erfahre ich dann das Tempo.

    NUR das Eine oder NUR das andere, das ist auch nicht gut...

    AntwortenLöschen
  4. Ach, Ihr seid ja alle so lieb...
    Ich weiß ja, dass ich mir viel zu viel Kopp mache und mich selbst immer viel zu sehr unter Druck setze - einfach so laufen wie ich mich fühl' sollte die Devise sein!

    AntwortenLöschen
  5. (ich beginne jetzt auch mit einem) "Ach" ja so gerne würden man schneller oder wenigstens gefühlt flotter unterwegs sein und dann wird es einfach nur anstrengend. So wie Du heute, irgendwann stellt man fest, das es einen Tick langsamer so viel schöner ist (und trotzdem wird bei mir irgendwann das Tempo doch wieder angezogen). Hauptsache es tut gut egal wie schnell oder langsam (klingt abgedroschen und ist trotzdem so ;))

    Puhh, da ist aber ein ganz schöner Wink mit dem Zaunpfahl versteckt, oder? ;)

    AntwortenLöschen
  6. Die anderen sagten es ja schon: Mach dir nicht so einen Kopf darum! Du läufst, wie du dich wohl fühlst.

    Dennoch würde ich sagen, dass solche Touren ab und zu einfach klasse sind. Es kann wirklich toll sein, mal ein wenig langsamer unterwegs zu sein, und da sind solche Laufpartner genau das Richtige.

    AntwortenLöschen
  7. Seit ich mit meiner Frau ab und zu laufe (und das natürlich um einiges langsamer) weiß ich genau, was du meinst. Es ist viel entspannender mal nicht an das Tempo zu denken sondern einfach nur zu laufen. Mal nicht an Leistung sondern nur an Genuß zu denken.

    AntwortenLöschen
  8. Hihi, Julia - ja, da steckte viel Zaunpfal in Deine eigene Richtung drin, gell? Ich würde schon fast von einem Zaun sprechen wollen. ;-)
    Aber es geht einem ja meistens so, dass man immer besser weiß, was für andere gut ist statt für einen selber und dann ertappt man sich ganz oft und will sich an die eigene Nase fassen. Was meinst Du, warum ich Coach geworden bin? ;))

    Hannes und MArtin, ich hätte auch nie gedacht wieviel Spaß mir dieser Genußlauf mit meiner Fast-Schwiegermutter machen würde. Im Vorhinein hatte ich befürchtet, dass es mir so doof werden würde wie vor zwei Wochen mit meiner Mutter das Nordic Walking-Experiment. Aber Laufen ist dann doch was anderes - egal wie langsam oder schnell!

    AntwortenLöschen
  9. Hallo Jasmin, ich schließe mich den anderen an. Lauf so schnell...oder langsam wie du dich am Besten dabei fühlst. Ich kenn das...ich hab auch immer das Gefühl, dass ich zu langsam laufe. Zugegeben....schnell bin ich nicht unterwegs,dafür laufe ich zu wenig, denke ich. Aber ich hab trotzdem meinen Spass...meistens :-D In diesem Sinne..

    Viele Grüße

    AntwortenLöschen
  10. Ach ja, ich glaube, das Thema hatten wir bereits vor langer, langer Zeit auch auf deinem Blog, du siehst, wie gut dir das Langsamlaufen bekommt, warum läufst du schneller ?

    Mit dem Laufen lernt man Laufen, und wenn du dich ständig überforderst, wird es niemals nichts !

    Was lehrt uns das ?
    Genau - Langsamlaufen
    Macht Spaß
    und man kommt auch dort an, wo man möchte, gut drauf und nicht kaputt .

    Also, du machst es ganz, ganz richtig !

    AntwortenLöschen
  11. Oh Margitta, schön wieder von Dir zu hören! Hab' mir schon Sorgen gemacht, weil Du so lange untergetuacht warst. Aber was Du getrieben hast, werde ich wahrscheinlich beim nächsten Besuch in deinem Blog erfahren, gell?
    Ja, Du hast recht - dieses Thema der Langsamkeit treibt mich regelmäßig um. Und ich weiß, dass ich mich immer viel zu sehr davon treiben lasse, was ich mir einbilde zu sollen statt auf meinen Körper zu hören. Wie es beim Yoga ja auch ganz einfach ist!
    Werde morgen wieder yogisch laufen!

    Sandra, willkommen in meinem Blog! Werde gleich mal den Gegenbesuch starten! Vereinigen wir uns zur neuen Langsam-Lauf-jeder-in-seinem-Tempo-aber-dafür-regelmäßig-Community! ;-)

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

C25k - Edition 4.6

 Nicht nachdenken müssen - dass das ein gutes Gefühl ist, hätte ich mir auch nicht träumen lassen. Natürlich bin ich in den letzten Jahren gelaufen. Mehr oder weniger regelmäßig. Aber es so viel passiert, seit ich hier zuletzt geschrieben habe... So vieles, das ich hier auch gar nicht ausbreiten möchte, vieles, das dazu geführt hat, dass meine Prioritäten sich verschoben haben in eine nicht gute und insgesamt ungesunde Richtung. Im Oktober habe ich Geburtstag und dieser Geburtstag markiert die Tatsache, dass ich nun echt auf die 50 zugehe. Denn mit 46 verlässt man die Mitte und bewegt sich auf den nächsten Zehner zu, oder? Ich weiß nicht, wie das passiert ist, aber so wie es passiert ist, kann und soll es für mich nicht weitergehen. Deshalb starte ich hier mal wieder einen ganz langsamen Versuch, wie damals als es so gut geklappt hat, richtig regelmäßig ins Laufen zu kommen. Mit C25k und dem Podcast von Robert Ullrey auf den Ohren. Wie 2008. Nur 15 kg schwerer. Und theoretisch in d...

Autsch in Variationen

Die erste Autsch-Variation, die ich heute hier besprechen möchte, spielt sich in allen Körperregionen ab. Insbesondere wird sie aber bemerkbar am Morgen kurz nach dem Aufwachen bevorzugt in Körperregionen, die ansonsten eher selten genutzt bzw. derart überreizt werden. Im Allgemeinen spricht man von dieser Erscheinungsform des Autsch wohl von Muskelkater, die mir aber am Wochenende nach Benutzung verschiedenster Malerrollen, Pinseln, Leitern etc. als Betrachtungsweise eher schwerfiel. Leiterauf, Leiterab, Malerrolle über den Kopf schwingen, rechts schwingen, links schwingen - im Grunde ist es nichts anderes als eine besondere Form des Aerobics und Krafttrainings. Schweiß ist bei den unsagbar schönen Temperaturen draußen dann drinnen natürlich auch geflossen, wieviele Streichkilometer ich zurückgelegt habe, kann ich allerdings nicht ermessen, lediglich von 3 1/2 fertigen Zimmern kann ich berichten. Der halbe Flur fehlt noch und die Küche wird erst tapeziert und gestrichen, wenn der Flie...

Eislaufen

Kann mir mal einer sagen, was das soll? Da hatte ich heute die tolle Idee mal in den Wald zu fahren um dort zu laufen, da muss ich feststellen, dass alle Wege noch komplett vereist sind. Alles frei, kein Fetzen Schnee mehr zu sehen und ausschließlich die Wege sind noch komplett gefroren. Aber nun war ich schon mal da, also nahm ich die Herausforderung zum Crosslauf an. Immer schön neben den Wegen her, im knöcheltiefen Laub. Wenn das nicht hilft, um die Beine mal ordentlich hoch zu heben. Natürlich bin ich wahnsinnig langsam und muss auch mal wieder in die Büsche verschwinden - wird das jetzt zur Gewohnheit? Find' ich ja gar nicht gut... Etwas besser geht es als ich am Ufer des Tegeler Sees anlange. Doch was ist das? Als ich das Handy aus der Tasche nehme, um ein paar Fotos zu machen, sehe ich die SMS von einer Freundin, die mich daran erinnert, dass wir zum Mittag essen verabredet sind... Na, dann aber die Beine in die Hand genommen, die Strecke ein bißchen abgekürzt, Auto nach kur...